REMAIN IN LIGHT

Installation

Lackierter Stahlring, 440 Kerzen
Durchmesser 700 cm
2019

Ein goldener Ring mit Kerzen steht im Mittelpunkt der Arbeit von Marbod Fritsch für die Johanniterkirche in Feldkirch. Höhepunkte sind zwei mehrstündige Performances mit Menschen verschiedener Religionen zur Eröffnung und zur Finissage der Ausstellung.

Bei der Beschäftigung mit der Johanniterkirche als Ausstellungsort wurden bei Marbod Fritsch Erinnerungen an seine Zeit als Internatsschüler in Feldkirch wach. Er besuchte von 1974 bis 1978 das Jesuitengymnasium Stella Matutina. „Besonders gefallen hat mir damals das aufwändige Ritual des Messdieners mit den Kerzen. Bis heute ist das Opferlicht für mich ein starkes Zeichen der Hoffnung geblieben, das über alle Religionen hinweg strahlt.“

In allen monotheistischen Religionen hat Licht eine zentrale Bedeutung. Der säkularisierte Kirchenraum der Johanniterkirche ist für den Künstler geradezu ideal, um das Gemeinsame aller Religionen hervorzuheben. Als Symbol für die religiöse Toleranz platziert Marbod Fritsch einen raumfüllenden Ring im Kirchenschiff, sozusagen eine künstlerische Übersetzung der berühmten Ringparabel aus „Nathan der Weise“ von Gotthold Ephraim Lessing. Gefüllt mit über 400 Kerzen hängt dieser goldene Stahlring wie ein Kronleuchter über dem nach den Ausgrabungen offenen Boden der Kirche. Marbod Fritsch: „Der Ring mit den Kerzen ist nur die Bühne. Das Bild vervollständigt sich erst durch die Beteiligten. Es wächst langsam in einer von mir vorgegebenen Form.“

Mit dem Kerzenvorrat gestaltet der Künstler ein pixelartiges Textbild im Altarraum. Zu lesen ist der Titel der Installation REMAIN IN LIGHT. Hier verlässt Marbod Fritsch den kirchlichen Bezug und bedient sich bei einem der einflussreichsten Popalben aller Zeiten. „Remain in Light“ erschien 1980 und war das vierte Album der Talking Heads. Es war aufgrund der neuartigen Verwendung intensivster Rhythmen ein Solitär der damaligen Musik, erinnert sich der Künstler: „Jener Generation, die sich wie ich nun im letzten Lebensdrittel befindet, ist diese Platte ein Begriff. Wie auch der Ort selbst, eine ehemalige Kirche, in der nun moderne Kunst gezeigt wird, verbinde ich die säkulare und klerikale Welt.“ 

„Bleibe im Licht“ ist auch der zentrale Gedanke der jeweils sechsstündigen Performance am Eröffnungsabend und am Ende der Ausstellung. Dazu lädt der Künstler Menschen unterschiedlichen Glaubens zur Teilnahme ein: Aleviten, Altkatholiken, Buddhisten, Katholiken, Juden, Muslime und Protestanten. Die Vertreter der verschiedenen Religionen zünden nach und nach Kerzen an, und zwar nach einem vorgegebenen zeitlichen Rhythmus, sodass die erste Kerze dann erlischt, wenn die letzte Kerze auf dem Ring angezündet wird, wie Marbod Fritsch erläutert: „Das gewählte Material der Kerzen, die sich selbst verzehren, während sie ihr Licht abgeben, ist ein Symbol des verrinnenden Lebens und versinnbildlicht die Ungewissheit des Lebens als etwas leicht Auslöschbares. Diese Herausforderung verbindet uns alle, die wir ja nur Ameisen sind auf dieser Erde.“

REMAIN IN LIGHT

2200 Kerzen, 2019, Größe variabel

Fotos: Patricia Keckeis, Dieter Heidegger