„Deutsche Art in Ehr und Pflicht erblüh in Gottes Luft und Licht“ steht über dem Portal des 1914 fertiggestellten Volksschulgebäudes in der Belruptstraße 37, heute Mittelschule Bregenz Stadt. Diese Inschrift wurde damals wohl von kaum jemanden als anstößig empfunden. Die heutigen Betrachter:innen bringen die Inschrift freilich mit der menschenverachtenden Ideologie des Nationalsozialismus in Verbindung und sind irritiert.
Deshalb wurde der Bregenzer Künstler Marbod Fritsch beauftragt, eine künstlerische Intervention vorzunehmen, um die Inschrift über dem Portal zu kaschieren.
Umsetzung :
Wichtige Teile der zwei Eingangsbögen sind die schwarzen Eisentore mit Kunstschmiedegitter, in denen Figuren in unterschiedlichen Konstellationen eingeschrieben sind. Diese aufwendige und markante Gestaltung greife ich in meinem Vorschlag auf.
Über den bestehenden Schriftzug ("Deutsche Art in Ehr und Pflicht erblüh in Gottes Luft und Licht.") wird ein neuer Schriftzug gesetzt. Die Gestalung dieser Schrift bezieht sich dabei formal stark auf das Kunstschmiedegitter aus dem Jahr 1914. Der Inhalt des neuen Textes verweist auf die Jetztzeit: der Text enthält fragmentarisch lauter Substantive, die in der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte erwähnt werden, wie z.B.: SOLIDARITÄT, GLEICHHEIT, VERSTÄNDNIS, BILDUNG, TOLERANZ, FREIHEIT, RESPEKT, FREUNDSCHAFT, FRIEDEN, ENTFALTUNG, GESCHWISTERLICHKEIT, OFFENHEIT, ACHTUNG
Fragmentarisch deshalb, da es an uns allen liegt, diese Worte mit Leben zu erfüllen , d.h. diese zu vervollständigen.
Der Anforderung, die Inschrift in Beziehung mit der Gegenwart zu bringen, ist in diesem Projektentwurf auf intelligente und sensible Weise entsprochen worden. Die Geschichte wird nicht verleugnet. Das Kunstwerk lädt zur Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und seiner Vorgeschichte in Bregenz ein.
Die Architektur der von Willibald Braun geplanten Mittelschule Bregenz-Stadt wird durch die künstlerische Intervention von Marbod Fritsch in ihrer Ausgewogenheit nicht beeinträchtigt, im Gegenteil, diese Arbeit unterstützt die architektonischen Elemente im Bereich des Eingangs, da sie auf bestehende Materialien und die Gestaltung Bezug nimmt.
Die Arbeit ist auch pädagogisch wertvoll, sie entlehnt Begriffe aus dem Artikel 26 der Menschenrechte und bindet diese Substantive mit Lettern aus Metall großformatig ein.
Auch rückt auf Grund der aktuellen Geopolitischen Lage das Bewusstsein für Humanität, Gerechtigkeit und Menschlichkeit in den Fokus. Die Verantwortung, eine Gesellschaft in ihrer Haltung zu einem kritischen Blick zu unterstützen, wird mit dieser Intervention verankert.