UND MANCHMAL STAUNE ICH, DASS

Installation

Eloxiertes Aluminium
240 x 800 cm
2023

In der Ausstellung „Und manchmal staune ich, dass ...“ im Bildraum Bodensee 2023 teilt ein metallener Vorhang den Hauptraum in der Mitte. In diesen ist ein Satz eingeschrieben. In einer Zeit, in der wir uns immer mehr in sogenannten Referenzräumen von anderen Überzeugungen separieren und uns in sicheren Blasen verstecken, wird der kleinste gemeinsame Nenner sichtbar: die Tatsache, dass wir alle tatsächlich leben. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Für Marbod Fritsch (* 1963) ist die ästhetische Form in erster Linie ein Mittel, um die Aufmerksamkeit auf den Kontext zu lenken. Das bedeutet, dass der formalen Oberfläche eines Werkes nicht nur Schönheit und Attraktivität inhärent sind. Die Texturen des raumgreifenden Objektes im Bildraum Bodensee erzeugen eine kühle Ästhetik, der Text selbst evoziert Emotionen und Assoziationen bei den Betrachter:innen. Auch wenn der Vorhang den Raum teilt, ist er als bewegliches und transluzentes Objekt keine unüberwindbare Barriere. Durch dessen spezielle Beschaffenheit sehen wir immer auch das Dahinterliegende, das scheinbar Verborgene. Der Vorhang perforiert unseren Blick, er macht uns durchlässig.

„Und manchmal staune ich, dass ich tatsächlich lebe“ ist ein Zitat aus dem Film „Rivers and Tides“ von Thomas Riedelsheimer, einer Dokumentation über den britischen Land-Art-Künstler Andy Goldsworthy. Dieser Film begleitet Marbod Fritsch bereits seit über 20 Jahren – er erdet und beflügelt ihn zugleich.

Marbod Fritsch beschäftigt sich seit einiger Zeit in seinen Installationen verstärkt mit dem Verhältnis des Einzelnen zur Allgemeinheit. Sei es in seiner Intervention „ICHICHICH“ 2022 anlässlich der Ausstellung „Fidelis“ im Palais Liechtenstein oder aktuell in seiner vielbeachteten permanenten Installation „GE-SCHICHTE“ für die Mittelschule Bregenz Stadt.

Fotos: Petra Rainer